Der Frühling naht! Länger werdende Tagen und steigende Temperaturen werden in den nächsten Wochen für das Erwachen der Amphibien aus ihrer Winterstarre sorgen.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind 14 von 17 in Hessen vorkommenden Amphibienarten verbreitet. In den Medien hat man zuletzt viel vom Rückgang von Insekten- und Vogelarten gelesen. Doch der
Rückgang der Amphibien wurde bislang in den Medien kaum berücksichtigt. Dabei ist nach der letzten hessenweiten Erfassung der Amphibien zur Aufstellung der roten Liste bei keiner Art ein
positiver langfristiger Bestandstrend zu erwarten. Das Gegenteil ist der Fall. Für alle in Hessen vorkommenden Amphibienarten mit Ausnahme des Feuersalamanders sind mäßige bis starke Rückgänge
vorauszusehen.
Die Ursachen des starken Rückgangs sind vielfältig. Neben der Ausbreitung des Chytridpilzes, der ganze Amphibienpopulationen auslöschen kann, sind es vor allem menschliche Einflüsse wie der
fortschreitende Klimawandel, die Ausbringung von Pestiziden und allem voran die Habitatzerstörung durch Trockenlegung von Feldern, Bebauung und der Zerschneidung von Lebensräumen.
Besonders dramatisch ist dabei, dass Amphibien teils mehrere Kilometer zwischen Winterhabitat und Laichgewässer zurücklegen. Bei dieser gefährlichen Wanderung sterben jedes Jahr zusätzlich unzählige Tiere.
Bis auf den Teichfrosch, den Seefrosch und den nördlichen Kammmolch verbringen die heimischen Amphibienarten den überwiegenden Teil ihres Lebens an Land. Zum Ablaichen sind sie jedoch an Gewässer gebunden. Hierbei lässt sich die Frühjahrswanderung zum Laichgewässer in zwei Etappen unterteilen. So zählen u.a. Erdkröte, Grasfrosch, Feuersalamander, Berg-, Teich-, Faden-, - und Kammmolch zu den Frühwanderern, deren Wanderzeitraum von Ende Februar bis Mitte Mai andauern kann. Zu den Spätwanderern zählen u.a. die Grünfroscharten (Teich- und Seefrosch sowie der Kleine Wasserfrosch) und die Gelbbauchunke, die ab Mitte April bis Juni zu den Laichgewässern wandern. Die Wanderungsaktivität hängt dabei in hohem Maße von der Temperatur, dem Niederschlag und der Luftfeuchtigkeit ab und verläuft von der Dämmerung bei günstigen Bedingungen bis in die späte Nacht hinein. Der bedeutendste Faktor stellt hierbei die Temperatur dar. So liegt die Temperaturschwelle für das Einsetzen der Frühjahrswanderung zum Gewässer bei ca. 6 °C. Regen und hohe Luftfeuchtigkeit können diese Schwelle jedoch nach dem Einsetzen der Wanderung und zu späten Zeitpunkten bei entsprechendem Fortpflanzungstrieb um bis zu 2 °C herabsetzen. Stärkere Aktivitäten sind erst von 7-10 °C zu erwarten. Eine weitere Besonderheit ist, dass bei Grasfröschen, Erdkröten und Molchen die Wanderung der männlichen Tiere i. d. R. etwas früher als die der weiblichen Tiere erfolgt.
Durch den Neubau von Amphibienschutzanlagen bei Mengshausen und Bauhaus hat sich die Situation des Amphibienschutzes an Straßen etwas verbessert. Nichtsdestotrotz werden auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg in diesem Jahr wieder Amphibienschutzzäune aufgebaut, um die Tiere vor dem Straßentod zu retten.
Als Autofahrer sollte man in den kommenden Wochen bei oben genannten Wetterbedingungen verstärkt auf wandernde Amphibien achten. Trifft man wandernde Tiere an, sollte man unter Beachtung des Verkehrs die Geschwindigkeit auf unter 30 km/h reduzieren und und darauf achten, die Tiere nicht mit den Rädern zu überrollen.
Autor:Jan Bornemann NABU Bad Hersfeld
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